Mathilde Römer geb. Knecht (1864-1939)
Kauffrau und Unternehmensgründerin
Mathilde Knecht wurde am 29.04.1864 in Weisel geboren als neuntes von elf Kindern des Jakob Amandus Knecht und seiner Frau Maria Catharina Krämer. Sie heiratete 1884 Heinrich Amandus Wilhelm Römer aus Weisel, mit dem sie zusammen einen Gemischtwarenladen in der Neupforterstraße gründete, einem Viertel, in dem kurz zuvor ein Brand viele Häuser in Schutt und Asche gelegt hatte. Auf einem dieser Brandgrundstücke hatte das Ehepaar einen Hausbau angefangen und bereits den bis heute erhaltenen Gewölbekeller dafür errichtet, um dort die Waren lagern zu können, dann aber verkauften sie den Bau vielleicht aus Geldmangel doch wieder weiter an Martin Bernhard, der ihn schließlich zu Ende führte.
Anschließend erwarben sie ein Gebäude auf der anderen Straßenseite, das sie 1895 abreißen und als schönen und repräsentativen Backsteinbau neu errichten ließen. In diesem Gebäude, das bis heute kaum verändert ist, ist jetzt die Pizzeria Najjar untergebracht.
Kurz nach Errichtung des Hauses starb Mathildes Ehemann Heinrich Römer und sie musste das neu gegründete Geschäft alleine führen, was sie tatkräftig in Angriff nahm, trotz ihrer beiden kleinen Töchter, die zu diesem Zeitpunkt erst sieben und zehn Jahre alt waren. In ihren Anzeigen warb Mathilde Römer mit dem Verkauf von "Manufakturen, Moden und Weißwaren, Eisenwaren und Lebensmitteln".
Die älteste Tochter Magdalena Wilhelmine Römer heiratete 1911 den Kaufmann Otto Egert sen. aus Usingen, mit dem sie einen Sohn Otto hatte. Sie starb schon 1913, und ihr Mann führte fortan das Geschäft zusammen mit seiner Schwiegermutter, was sicher nicht immer einfach war, da beide starke Charaktere waren. So ist von den Nachbarn überliefert, dass sie, wenn er wieder mal auf Geschäftsreise war, auf der Treppe stehend ausrief: "Herr im Haus, der Egert ist draus!" Mathilde Römer starb am 15.04.1939. Ihr Enkel Otto Egert übernahm schließlich den Laden, den er bis zu seinem Tod 1970 weiterführte.