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Der römische Grabtumulus

Im Herbst 1989 grub der Landwirt Reinhard Schmidt in einem seiner Äcker beim Pflügen wieder etliche Bruchsteine aus - an derselben Stelle, an der schon immer so viele Steine gelegen hatten, dass sie aufgesammelt und mit dem Wagen weggebracht werden mussten. In trockenen Sommern glaubte er sogar einen Ring zu erkennen. Diesmal aber entdeckte er zusätzlich rote Scherben auf dem Acker, sammelte sie auf und erzählte seiner Nichte davon. Diese erkannte sofort ihre Bedeutung: es waren Scherben von Terra Sigillata, römischem Tafelgeschirr. Das alarmierte Landesdenkmalamt stellte fest, dass die Steine und Scherben zu einem Grabtumulus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. gehörten, der in unmittelbarer Nähe einer noch unbekannten Villa Rustica, eines römischen Gutshofes errichtet worden war. Das Sensationelle daran war die Tatsache, dass es der erste bekannte Grabtumulus dieser Art auf der rechten Seite des Rheins war.

Die nachfolgende Ausgrabung 1990-1992 zeigte, dass die eigentliche Bestattung schon in der Antike gestört und ausgeraubt worden war. Dafür fand sich unterhalb der Ringmauer eine rechteckige Aschengrube, die man mit dem bei der Totenfeier benutzten und zerschlagenen Geschirr und den Resten des Scheiterhaufens verfüllt hatte. Sie enthielt die Scherben von 97 Gefäßen, darunter 11 Gläsern und fast 50 Sigillaten. Sie ließen sich zu Eß- und Trinkgeschirr, Amphoren und Krügen zusammensetzen. Auch der Herstellungsort der Terra Sigillata konnte durch die Stempel bestimmt werden: es handelt sich um so genannte Rhônekeramik aus Ostgallien, insbesondere aus Lyon und Vienne. Auf den Krügen sind vorwiegend mythische und erotische Szenen dargestellt.

Nach langen Diskussionen entschloss sich die Gemeinde, das Grab zu rekonstruieren und mit einer kleinen Parkanlage zu umgeben. Am 26.05.1995 fand die feierliche Einweihung statt. Das Landesdenkmalamt sagte der Gemeinde zu, dass nach Auswertung der Funde und Erstellung des Grabungsberichtes ein Teil der gefundenen Keramik und der Gläser in Weisel auf dem Rathaus ausgestellt werden dürften. Leider wurde dieses Versprechen bis heute nicht eingelöst.